Wahrhaftig warten

(Ein Video mit Lesung des Textes findest du ganz unten.)

Wenn wir den Begriff „Warten“ verwenden, meinen wir damit meistens, dass auf etwas gewartet wird. Wir warten darauf, dass die Ampel grün wird, oder dass wir in der Schlange an der Kassa an die Reihe kommen. Wir warten, um eine Zeitspanne zu überbrücken, in der wir nicht produktiv oder aktiv sein können. Oder wir warten, weil wir gerade nicht die Möglichkeit haben, uns davon abzulenken, dass wir warten.

Ich hörte einmal jemanden sagen: „Wenn wir meditieren, sollten wir auch Meditationstechniken anwenden. Sonst würden wir ja nur warten.“

Und doch: Wenn wir alle Techniken ablegen, ist das, was übrigbleibt, die simpelste und grundlegendste Technik. Warten. Keine Ablenkung von dem, was ist. Kein ER-WARTEN, dass weiter etwas geschehen möge. Offenes Hier-Sein und warten, was geschieht, ohne den Anspruch von Sinnhaftigkeit, Veränderung oder Fortschritt. Sinn mag sich ergeben. Veränderung mag sich ergeben. Fortschritt mag sich ergeben. Oder auch nicht.

Wahrhaftig und offen zu warten bedeutet, zu akzeptieren, dass es ist, wie es ist. Und obwohl wir dieses Warten erst entdecken und kultivieren müssen, ist es letztlich das Abgeben jeglicher Technik. Irgendwo habe ich einmal gelesen: „Die höchste Technik wird erreicht, wenn alle Technik abfällt.“

Vielleicht war damit so etwas Ähnliches gemeint, oder vielleicht auch genau das. Wir meditieren, um endlich zu lernen, wahrhaftig zu warten.