Text zum Hören (04:00 Min.):
Wenn eine Meditationspraxis fortschreitet, wenn eine praktizierende Person vertrauter mit der Natur des Geistes wird und mit der Unterscheidung zwischen ruhendem Gewahrsein und den Phänomenen, die dieses Gewahrsein bevölkern, dann kann langsam auch ein spielerischer Umgang mit diesen Phänomenen einsetzen. Denn wie die praktizierende Person in ihren Sitzungen immer wieder aufs Neue erlebt, sind die Phänomene des Geistes vergänglich und äußerst fragil, können jederzeit aus irgendwelchen kleinlichen Gründen ihre Gestalt ändern und vom Positiven ins Negative und zurück wechseln.
Mit dem Gewahrsein um die Auswirkungen, die diese schwankenden, unbeständigen und durch viele Faktoren bedingten Phänomene auf unser Denken und Fühlen und letztlich auch auf unser Handeln haben, verbunden mit einem immer wieder Sich-Herausnehmen aus dem Sog dieser zur Reaktion einladenden Phänomene, entwickelt sich mit der Zeit eine Leichtigkeit und ein spielerisch-interessierter Umgang mit den Gedanken, Gefühlen und auch körperlichen Reaktionen, die durch diese Phänomene ausgelöst werden.
So entsteht mit der Zeit Interesse an einem beklemmenden Gefühl oder einem bedrückenden Gedanken, und mit diesem Interesse verlieren Bedrücktheit und Beklommenheit einen großen Teil ihrer Macht. Mit dem aufsteigenden Interesse an allen – auch negativen – Phänomenen hört das Ablehnen auf, setzt das Zulassen oder sogar Einladen ein, das Phänomen will beobachtet und seine Auswirkungen ergründet werden.
Und plötzlich geht der meditierende Mensch mit offenen Augen und offenem Herz durch einen Gedanken, ein Gefühl, eine körperliche Erfahrung hindurch, vor denen er bisher zurückschrecken und die Augen verschließen wollte. Möglicherweise entsteht sogar ein freudiges Gefühl, ein Lächeln oder Lachen, wenn wieder einmal ein polternder Schreckensgedanke angebraust kommt, und dann steht er da und kann kaum etwas mit dem/der Meditierenden anfangen, weil er ihn/sie nicht mit sich reißen kann, weil er sich machtlos vorfindet. Und der/die Meditierende ist durchscheinend und der Schrecken findet keinen Halt.
Der meditative Weg führt direkt durch den Schrecken, hin zum Spielerischen. Der meditative Mensch ist ein spielerischer Mensch.