"Setz dich still hin, tu nichts. Der Frühling kommt, und das Gras sprießt ganz von allein."

(Zenni Kushu, in Die Fahne und der Wind – Zen-Geschichten, Diogenes 2002)

Zeichnung von Michaela Töscher

Die einfachste und größte Anweisung für einen Meditierenden, und eine simple Anregung für jeden Menschen. Sie beschreibt die Essenz des meditativen Geistes. Beobachten, aufmerksam sein und die Welt sich drehen lassen. Verschlafe es nicht! Sieh alles, was sich dir zeigt. Wenn du nicht eingreifst, wird es trotzdem voranschreiten. Das mag entgegen der menschlichen Natur scheinen und sogar asozial oder nach Aufgeben klingen. Untätigkeit! Wie kann ein Mensch untätig sein?!

Ganz im Gegenteil führt dieser Grundsatz zum natürlichen Zustand zurück. Der Frühling braucht uns nicht, braucht unser Wirken nicht, um stattzufinden. Der Frühling, stellvertretend für alles das, was ohne uns auskommt. Wolken bilden sich, und weil wir nichts dagegen tun können, lassen wir sie in Frieden. Und doch tendiert der Mensch dazu, sich unnötigerweise in Dinge zu involvieren. Gedanklich, seelisch, in Taten.

Folgen wir dem Grundsatz des beobachtenden Seins, des Seinlassens der Dinge, lernen wir wieder den Unterschied zwischen Dingen, die unser Wirken brauchen, und solchen, die es nicht brauchen. Wir sehen, wann wir gebraucht werden und wann nicht. Das Klo putzt sich nicht von selbst, aber die Wolken kommen und gehen von selbst, nach ihrem eigenen Rhythmus, so wie auch der Frühling, der Sommer, der Herbst und Winter es tun.

Wenn es nichts für dich zu tun gibt, setz dich hin und schaue zu, wie die Welt ohne dich zurechtkommt. Erst wenn es etwas für dich zu tun gibt, stehe auf und tue es. Du musst dir nicht überlegen, was das sein könnte. Genieße deine Untätigkeit und das Beobachten, es ist einer der wichtigsten Zustände. Und dann, wenn deine Zeit kommt, gibt es nur noch die Frage, ob du tun wirst, was für dich zu tun ist.

Unterm Strich:
Sei dir des Wertes sowohl des Tuns als auch des Seins bewusst, und lerne zu unterscheiden.